NACHRUF: Adolf Grammann stirbt mit 105 Jahren

Adolf Grammann aus Schlüchtern ist im Alter von 105 Jahren gestorben. Der ehemals älteste Mann der Schlüchterner Innenstadt hat sich in vielfacher Weise um das Allgemeinwohl verdient gemacht.

Als langjähriger Schlüchterner Museumsleiter galt Grammann als Wächter der Heimatgeschichte und pflegte weltweite Kontakte. Grammann wurde am 22. Juli 1911 in Hannover geboren. Nach Abschluss der Realschule erlernte er in der  Zeit der Weltwirtschaftskrise den Beruf des Tuchhändlers und arbeitete von 1927 bis zum Kriegsbeginn in Hannover. Er war zu dieser Zeit erfolgreicher Leistungssportler und gehörte bei Olympia 1936 zum erweiterten Schwimm-Kader. Noch bevor er zum Kriegsdienst eingezogen wurde, heiratete er im Jahr 1937 seine Frau Aenni. Während des Krieges zog sie nach Schlüchtern, wo ihr Vater ein Malergeschäft betrieb. Nach Kriegsende fand Grammann zunächst eine  Beschäftigung im fränkischen Oberbreit. Ab 1949 wohnte die junge Familie dann im Elternhaus in der Gartenstraße 6, wo der Altersjubilar bis zuletzt lebte. Seine Frau war im Jahr 2007 verstorben. Zu den unmittelbaren Nachkommen gehören drei Kinder, drei Enkelkinder sowie fünf Urenkel. Von 1950 bis 1969 war Grammann bei der Schlüchterner Seifenfabrik Heinlein als Verkaufsleiter tätig. Danach war er bis zum Renteneintritt im Jahr 1974 bei der Stadt Schlüchtern
als Sachbearbeiter für den Fremdenverkehr zuständig. Er war der Pionier in Sachen Tourismus in der Bergwinkelstadt. Grammanns große Leidenschaft galt der Heimatgeschichte. Fast ein Vierteljahrhundert galt seine ganze Fürsorge der Ausgestaltung und Pflege des Bergwinkelmuseums im Schlösschen. Von 1976 bis 2001 war er Museumsleiter. In diese Zeit fielen auch der Umbau und die Neugestaltung des Museums sowie der Aufbau des Stadtarchivs. Auch war er Gründungsmitglied des Heimat- und Geschichtsvereins Bergwinkel.

Ein weiteres Steckenpferd von Adolf Grammann war die Kommunalpolitik. Als FDPMitglied war er ab 1958 langjähriger Stadtverordneter sowie Magistratsmitglied. Auch die Justiz lag ihm nahe. Er war Schöffe beziehungsweise Beisitzer am Landgericht Hanau und am Verwaltungsgericht Frankfurt. Zudem war er mehr als 20 Jahre Schiedsmann der Stadt Schlüchtern und Vorstandsmitglied der hessischen Schiedsmannvereinigung. Darüberhinaus engagierte er sich in der gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft, für die er viele Jahre im Vorstand saß, ebenso im Haus- und Grundbesitzerverein. Auch gehörte er zu den Mitbegründern des Schlüchterner Schützenvereins sowie des Schützenkreises. Für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement erhielt Adolf Grammann zahlreiche hochkarätige Auszeichnungen: vom Stadtsiegel der Stadt Schlüchtern über die Ehrenmedaille für Heimatpflege des Main-Kinzig-Kreises und den Ehrenbrief des Landes Hessen bis hin zum Bundesverdienstkreuz. Im Jahr 1999 wurde Grammann von der Stadt Schlüchtern die äußerst seltene Auszeichnung der Ehrenbürgerschaft zuteil. Die Stadt verliert mit Grammann eine
ganz besondere Persönlichkeit. dk

Quelle: Kinzigtal Nachrichten vom Mittwoch, 11. Januar 2017, Seite 10.

 

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