Das Schlagwort heißt „Miteinander“
FDP-Kandidat Patrick Ommert über seine Chancen bei der Bürgermeisterwahl
Patrick Ommert hat das „Duell der Dinosaurier“ gesprengt. Neben Amtsinhaber Falko Fritzsch (61/SPD) und dem Ersten Stadtrat Reinhold Baier (58/CDU) tritt der 29-Jährige für die FDP als Kandidat zur Bürgermeisterwahl in Schlüchtern am 30. Mai an.
Von Steffen Reith
Im Interview mit den Kinzigtal Nachrichten nennt der Jungpolitiker die Gründe für seine Kandidatur, beschreibt seine Wahlkampfstrategie und beziffert seine Chancen auf einen möglichen Wahlsieg.
Am Donnerstag vergangener Woche haben Sie Ihre Kandidatur öffentlich gemacht. Wie waren bisher die Reaktionen?
Ich habe sehr viel Zuspruch erhalten. Interessant ist, dass viele im Alter zwischen 35 und 70 sich über meine Entscheidung freuen und auf frischen Wind in Schlüchtern hoffen. Die Jugend hingegen verhält sich zunächst reserviert.
Was hat Sie denn zu Ihrer Kandidatur bewogen?
Richtig intensiv habe ich mich mit dem Thema beschäftigt, als die CDU ihre Entscheidung bekannt gegeben hatte. Meine Hoffnung war, die auch viele CDU-Anhänger hatten, dass die Union einen jüngeren Kandidaten stellt und keinen, der sich seit 30 Jahren im Umfeld des Bürgermeisters aufhält. Die Stimmen derer, die nach etwas anderem suchen, wurden immer lauter. Nun werbe ich um das Vertrauen der Bürger.
Ihr Vater ist seit fast 40 Jahren Sozialdemokrat und ein alter Weggefährte von Falko Fritzsch. Was sagt er dazu, dass sein Sohn nun Bürgermeister werden will?
Er hat schon sehr gelassen reagiert, als ich Mitglied der FDP wurde. Es war schon immer so, dass jeder in unserer Familie seine eigenen Wege gehen durfte. Nun ist mein Vater stolz auf mich und wünscht sich, dass ich ein Bürgermeister für alle Schlüchterner werde.
Wie war denn der erste Kontakt zu Ihren Kontrahenten, nachdem Ihr Schritt Richtung Kandidatur bekannt wurde?
Mit Reinhold Baier habe ich noch gar nicht gesprochen, mit Falko Fritzsch nur kurz über kommunale Angelegenheiten. Da ist das Thema Bürgermeisterwahl aber nicht behandelt worden.
Es ist erst einige Monate her, da befand sich Ihre Partei auf einem nicht enden wollenden Höhenflug. Der scheint abrupt beendet zu sein. Werden Ihnen die Querelen bei den Liberalen zum Nachteil gereichen?
Das kann ich mir nicht vorstellen. Bei dieser Wahl geht es um Persönlichkeiten und Programme, nicht um Parteien.
Wie wollen Sie angesichts von über 31 Millionen Euro Schulden Schlüchtern in eine bessere Zukunft führen?
Mein großes Schlagwort im Wahlkampf wird „Miteinander“ sein. Wir müssen innerhalb der Stadt gemeinsam die Probleme der Zukunft lösen und mit unseren Nachbarkommunen gemeinsame Strategien entwickeln. Schlüchtern ist attraktiv. Es wird vom Fluglärm verschont, die Infrastruktur mit Ärzten und Schulen stimmt. Das muss man Menschen, die sich ansiedeln wollen, deutlich machen. Es geht dabei auch um überregionale Werbung für Tourismus im Bergwinkel. Und da kann man schauen, wer aus der Nachbarschaft dabei ist. Es gilt, Schlüchtern für Unternehmen attraktiv zu machen und Neuansiedlungen zu ermöglichen. Zuletzt hat man einige leichtfertig ziehen lassen.
Die Schlüchterner Politik wird von großen Themen geprägt. So soll in der Kernstadt ein Einkaufszentrum entstehen. Was halten Sie von diesem Projekt?
Da bin ich absolut dafür. Ich freue mich sehr, wenn private Unternehmen aus der Region kein Risiko scheuen, um die Wünsche der Bürger zu erfüllen.
Das Thema Kulturkino in der Synagoge wird kontrovers diskutiert. Haben Sie den Königsweg für eine einvernehmliche Lösung?
Hier ist vieles falsch gelaufen. Es gab statt eines Miteinanders nur ein Gegeneinander. Es sollte um die Sache gehen, es darf nicht sein, dass ein sinnvoller Vorschlag nicht mitgetragen wird, weil er von einer anderen Partei kam. Wenn wir weiter kommunales Kino in einem historischen Gebäude haben wollen, dann müssen alle – Stadt, Eigentümer und Verein – an einem Strang ziehen. Von Vorteil dabei wäre, wenn Personen verhandelten, die bisher durch die Querelen nicht vorbelastet sind. Es ist noch nicht zu spät.
Was sollen die Schwerpunkte Ihres Wahlkampfs sein?
Dass der Bürger und nicht der Bürgermeister im Mittelpunkt steht. Ich will durch persönliche Auftritte, aber auch durch das Internet stets für Fragen aus der Bevölkerung zur Verfügung stehen.
Welche Chancen rechnen Sie sich eigentlich für den 30. Mai aus?
Ich sehe meine Chancen realistisch. Wahrscheinlich werde ich nicht als Stärkster in die Stichwahl gehen. Falls ich diese erreiche, ist jedoch alles drin.
Sie scheitern mit einem zufriedenstellenden Ergebnis. Sind Sie dann in sechs Jahren wieder dabei?
Das schließe ich auf keinen Fall aus. Mein Alter ist da sicher ein Vorteil. Unter den drei Bewerbern bin ich der Mann der Zukunft. In diesem Zusammenhang möchte ich aber deutlich machen, dass ich auch jetzt nicht zu jung für dieses Amt bin. Schließlich habe ich durch meine berufliche Laufbahn über zehn Jahre Verwaltungserfahrungen sammeln können.
Interview: Steffen Reith / Mit freundlicher Genehmigung der Kinzigtal Nachrichten: www.kinzigtal-nachrichten.de