Auszeichnung für jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement für Kinder und Jugendliche
Darmstadt/Schlüchtern. Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid hat im historischen Ludwig-Bergsträsser-Saal des Darmstädter Kollegiengebäudes Dr. Peter Büttner aus Schlüchtern den “Verdienstorden am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland” überreicht. Der FDP Ortsverband Schlüchtern/Sinntal gratuliert seinem langjährigen Vorsitzenden sehr herzlich!
Bildunterschrift: Dr. Peter Büttner mit Ehefrau Anne und Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid (rechts).
Seit vielen Jahrzehnten setzt sich Dr. Büttner in verschiedenen Aktivitäten in einem außergewöhnlichen Maße für das Gemeinwohl ein. Seine wissenschaftlichen, publizistischen und praktischen Verdienste in der Entwicklung und Gestaltung einer am Kindeswohl orientierten Kinder- und Jugendhilfe und seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit, unter anderem als Vorstandsmitglied der SOS Kinderdörfer sowie in der Kommunalpolitik sollten mit der Verleihung des Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt werden.
Die Person
Dr. Büttner studierte von 1967 bis 1969 an der Universität in Frankfurt am Main zunächst Geschichte und Sinologie, von 1969 bis 1975 an der Universität in Heidelberg Geschichte, worin er auch promovierte. Das Studium der Psychologie erfolgte von 1972 bis 1979 an der Universität in Heidelberg mit Diplomabschluss. Dr. Büttner erlangte die staatliche Zulassung als psychologischer Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene. Seit 2012 war Dr. Büttner zudem Privatdozent am Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation an der Universität Bremen, mittlerweile lehrt er in Gießen.
Das Projekt PETRA
1966 gründete Maria Büttner-Trost das Kinderheim “Haus Petra” in Freiensteinau, 1976 stieg Dr. Peter Büttner ein und formte aus diesen zarten Anfängen über die Jahrzehnte das heutige Unternehmen mit aktuell 344 Mitarbeitern an rund 40 Standorten in Hessen.
Die Arbeit von Projekt PETRA gliedert sich in drei Säulen: Die praktischen Abteilungen, die konkrete Betreuung in der Kinder- und Jugendhilfe anbieten, ein angeschlossenes Forschungsinstitut, das Qualitätsmanagement und Evaluation sowie überregionale Forschungsprojekte betreibt, sowie ein Beratungsunternehmen, das etwa Jugendämter, (Sozial)Ministerien und andere Organisationen berät.
Das ehrenamtliche Engagement
Ende der 80er Jahre wirkte Dr. Büttner beratend an der Novellierung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes aktiv mit. Die heutige Formulierung zu § 34 SGB VII hat er vorgeschlagen. Die dort getroffene inhaltliche Ausrichtung für die Heimerziehung und sonstige betreute Wohnformen gilt nach über 25 Jahren immer noch als zeitgemäß. Dr. Büttner stellte sein Wissen und seine Erfahrungen in vielfältiger Weise ehrenamtlich in den Dienst der Gemeinschaft. Stellvertretend sind hierfür genannt seine Tätigkeit als stellvertretendes Mitglied im Landesjugendhilfeausschuss des Landes Hessen seit mehreren Legislaturperioden, seine Mitwirkung als Vertreter der privaten Träger in der Hessischen Jugendhilfekommission von Mitte der 90er-Jahre bis 2013 und seine über zwanzigjährige Mitgliedschaft im Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft Heimerziehung Hessen bis zum Jahr 2015. Im Jahr 2006 wurde Dr. Büttner in den Verwaltungsrat der SOS Kinderdörfer gewählt und ist seit 2008 ehrenamtlich als Vorstandsmitglied der SOS Kinderdörfer tätig.
Die Kommunalpolitik
1981 trat Dr. Peter Büttner in die FDP ein, in der nächsten Legislaturperiode zog er in die Schlüchterner Stadtverordnetenversammlung ein und wurde aufgrund seiner fachlichen Expertise zum Vorsitzenden des Sozialausschusses gewählt. “Das Schlüchtern Sozial- und vor allem Kindergartenwesen ist dank dieser Unterstützung hervorragend aufgestellt: Professionell, zeitgemäß und für eine Kommune unserer Größe absolut richtungweisend. Auch zahlreiche weitere Initiativen der vergangenen Jahrzehnte tragen Dank Dr. Büttners unternehmerischer Denkweise eine liberale Handschrift”, erklärt Alexander H. Klüh, Vorsitzender des FDP Ortsverbands Schlüchtern-Sinntal. Auch den FDP Ortsverband leitete Büttner erfolgreich, bis mit Klüh vor wenigen Jahren eine neue Generation übernahm.
Die Laudatio
Im historischen Ludwig-Bergsträsser-Saal des Darmstädter Kollegiengebäudes begrüßte Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid: “Der 1951 von Bundespräsident Theodor Heuss gestiftete Orden zeichnet Menschen aus, die sich neben ihrer beruflichen Tätigkeit auch für das Gemeinwohl einsetzen. Sie, Herr Dr. Büttner, haben das Projekt PETRA von ihrer Mutter übernommen und seitdem unzähligen Kindern und Jugendlichen mit einer schwierigen Vita eine Perspektive gegeben.”
VpK-Präsident Martin Adam: “Seit 1967 sind Sie Mitglied im Verband der privaten Träger der freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe e. V. (VpK), in den sie sich in verschiedenen Funktionen eingebracht haben. Der ganze VpK ist stolz, Sie in seinen Reihen zu wissen. Qualität steht für Sie jederzeit vor Rendite, wir hoffen, noch lange zusammen arbeiten zu können.”
Prof. Dr. em. Gerald Weidner (Katholische Hochschule Mainz): “Wir kennen uns seit über 30 Jahren – und ich kenne keine Einrichtung, die qualitativ auf diesem Niveau arbeitet wie ihre. Dr. Peter Büttner bringt Theorie und Praxis, Wissenschaft und Praxis zueinander. Die starke Einbindung der Psychologie in die Kinder- und Jugendhilfearbeit ist einzigartig. Bildung ist der Faktor, der Perspektiven schafft. Das zeigt das Projekt PETRA nicht nur im betreuerischen Alltag, sondern Pit auch in seinen Vorlesungen: Als Praktiker lehrt er auf eine Art und Weise, wie es ein Hochschullehrer garnicht kann.”
Dr. Stefan Rücker (Leiter Forschungsgruppe PETRA): “Lehren heißt fürs Leben berühren! Es erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit, mit dir arbeiten und an deinem Lebenswerk mitwirken zu dürfen!”
Die Dankesworte
Dr. Peter Büttner: Ich möchte Danke sagen an die Kollegen, meine Frau und Töchter und deren Lebenspartner, der Rückhalt in der Familie ist das, was einem Kraft gibt, ein solches Pensum zu bewältigen. Ich hatte wie alle aus unseren Jahrgängen das Glück, in eine solche Situation hineingeboren zu werden, in Frieden und Freiheit aufzuwachsen und Chancen nutzen zu können. Daher sehe ich es als Verpflichtung an, in Form des Ehrenamts auch der Gesellschaft wieder etwas zurückgeben zu dürfen. Die Ehrung heute ist Wertschätzung und Bestätigung, aber auch Ansporn weiterzumachen. Vielen Dank!
Besuch des Landrats
Auch der Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Thorsten Stolz, beglückwünschte Dr. Büttner und nahm sich Zeit für einen Besuch im Haus PETRA. Aufmerksam und gespannt folgte Landrat Stolz den Ausführungen, wie differenziert Jugendhilfe in der Praxis geschieht: Von ambulanten Hilfen, über teilstationäre und ganzheitlich familientherapeutische Angebote bis hin zur vollstationären Hilfe, wie im Haus PETRA in Ahlersbach. “Wir betreuen aktuell circa 1300 bis 1400 Kinder zeitgleich in 38 Fachabteilungen, in Ahlersbach leben 22 Kinder davon vollstationär in der Regel für zwei bis drei Jahre, bei Bedarf teilweise auch länger”, führte Dr. Peter Büttner als geschäftsführender Gesellschafter von Projekt PETRA aus.
Danach übernahm Büttners Tochter Sarah Goldbach, die in dritter Generation in der Unternehmensleitung tätig ist, das Wort und führte durch das Haus PETRA in Ahlersbach, wo sie auch selbst mit ihrer Familie mitten unter den Kindern lebt. “Hier finden Kinder für eine bestimmte Zeit eine neue Lebensmitte, erleben das Heim als Familie und als professionelle Hilfeeinrichtung, bekommen Zeit und Raum Begabungen zu entdecken und ihre Persönlichkeit zu entfalten”, erklärte Sarah Goldbach.
Landrat Thorsten Stolz und Schlüchterns Bürgermeister Matthias Möller waren erstaunt über die familiäre Atmosphäre in der hochprofessionellen Einrichtung. “Nachdem die Zusammenarbeit zwischen dem Main-Kinzig-Kreis und dem Projekt PETRA bereits eine lange Tradition hat – beispielsweise im Rahmen einer Tagesgruppe in Wächtersbach, der Schule für Erziehungshilfe in Schlüchtern oder bei der Fachberatung ud Fachaufsicht für die Kindergärten mehrerer Kommunen im Landkreis – bin ich dankbar für die Einladung und den Blick hinter die Kulissen. Das muss man gesehen haben, um zu verstehen, wie zeitgemäße und professionelle Jugendhilfe heute aussieht und funktioniert”, zeigte sich Landrat Stolz begeistert.